Die defekte Festplatte auslesen - Gefährlich für die Daten

Eine defekte Festplatte auslesen ist oft nicht mehr in Eigenregie möglich. Ausschlaggebend ist dafür aber in erste Linie die Art des Defekts. Möglicherweise gehören Sie also zu den glücklichen, die doch die defekte Festplatte auslesen können. Hierfür ist es aber erst mal wichtig zu unterscheiden, welche Art Defekt bei Ihrer Festplatte vorliegt.

Macht die defekte Festplatte beispielsweise klickende, klackende oder gar schleifende Geräusche, sollten Sie sie unverzüglich vom System trennen und nicht weiterverwenden. Hier ist es extrem wahrscheinlich, dass Sie die Daten selber nicht mehr retten können und mit einem Rettungsversuch noch mehr kaputt machen.

Zeigt die Platte keines der genannten Anzeichen, die auf einen physikalischen Defekt hindeuten, sondern haben Sie beispielsweise
  • ausversehen etwas gelöscht
  • einen Virus, der etwas gelöscht hat
  • Beschädigungen am Dateisystem
oder ähnliches? Dann handelt es sich um einen logischen Defekt und es ist möglich, die Daten selber auszulesen.

Nicht voreilig die defekte Festplatte auslesen

In jedem Fall muss erst eine Entscheidung getroffen werden, bevor Sie fortfahren. Sind die Daten auf der Festplatte nicht besonders wertvoll oder persönlich nicht sonderlich wichtig, kann ein Versuch die Daten von der Festplatte auszulesen unternommen werden. Hierfür gibt es zahlreiche Datenrettungssoftware.

Wollen Sie die Daten aber unbedingt wieder zurückbekommen, können Sie einen Datenretter die Daten von der defekten Festplatte auslesen lassen. Welche Faktoren die Kosten der Datenrettung beeinflussen und wie die Datenrettung abläuft, haben wir Ihnen aufgeschlüsselt.

Sollten Sie selber von der defekten Festplatte Daten retten wollen, ist es jederzeit möglich, einen noch größeren Schaden anzurichten. Bedenken Sie dies bitte, bevor Sie weiterlesen und mit der Datenrettung fortfahren.

Die defekte Festplatte auslesen

Wir wiederholen nochmal: Das Auslesen einer defekten Festplatte ist nur dann möglich bzw. ratsam, wenn es sich um einen logischen Defekt handelt. Bei merkwürdigen Geräuschen von der Festplatte sollten Sie die nachfolgenden Tools auf gar keinen Fall verwenden! Ebenfalls sehr wichtig: Erstellen Sie einen Klon der defekten Festplatte und versuchen Sie die Rettung an dem Klon. Installieren Sie weder die Datenrettungssoftware noch speichern Sie irgendwas auf der Festplatte mit den verlorenen Daten! Es werden ansonsten unter Umständen die zu rettenden Daten überschrieben die damit dann nicht mehr wiederherstellbar sind!

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Einen Klon der defekten Festplatte anfertigen

Hierfür empfehlen wir die kostenlose Software Clonezilla, mit der Festplatten 1:1 geklont werden können. Die Sektor basierte Kopie ist identisch mit der defekten Festplatte und sorgt damit dafür, dass Sie gefahrlos eine Datenrettung durchführen können. Die Vorgehensweise von Clonezilla ist folgendermaßen:

  1. Laden Sie das Image von Clonezilla herunter und brennen Sie es auf eine DVD. Alternativ können Sie natürlich auch einen USB-Stick verwenden.
  2. Schließen Sie eine Festplatte, auf der der Klon der defekten Festplatte erstellt werden soll an oder nutzen Sie eine interne, leere Festplatte mit mindestens der gleichen Größe. Sie können auch eine externe Festplatte oder eine interne Festplatte mit einem Adapter-Kabel verwenden. Starten Sie das System vom vorher erstellen Stick oder der DVD.
  3. Clonezilla erkennt nun die verbauten Festplatten und kopiert auf Ihr Kommando hin die Daten 1:1 auf das Ersatzlaufwerk. Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie die richtigen Platten ausgewählt haben, denn Sie wollen nicht später herausfinden, dass Sie die funktionierende Festplatte auf die eigentlich zu klonende kopiert haben.

Das Dateisystem ist Clonezilla übrigens völlig egal. NTFS, FAT32, EXT2, EXT3, HFS... Es macht keinen Unterschied!

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Zu rettende Festplatte beiseite legen

Bauen Sie die defekte Festplatte aus oder ziehen Sie die Kabel ab, sodass diese Platte nicht weiter benutzt werden kann und starten Sie den Rechner. Nun geht es an die Datenrettung. Hierfür gibt es ebenfalls einige Anwendungen, die kostenlos sind. Sie finden bei uns zusätzlich auch eine Auflistung der von uns empfohlenen kostenpflichtigen Datenrettungsprogramme. Kostenlose Software sollte aber für einen Versuch völlig in Ordnung sein, sodass Sie es damit zuerst probieren sollten.

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Analyse des Klons

Egal welches Programm Sie für die Datenrettung auf Ihrem System installiert haben, Sie müssen im nächsten Schritt die geklonte Festplatte durchsuchen lassen. Dies kann, je nach Tiefe der Suche und Größe der Platte, einige Zeit in Anspruch nehmen. Hetzen Sie sich nicht und geben Sie der Suche ihre Zeit.

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Wiederherstellung der Daten

Wenn alles gut geht -und das wünschen wir Ihnen-, können Sie im nächsten Schritt bereits Ihre Daten wiederherstellen. Nach der Wiederherstellung sollten Sie die Daten unbedingt prüfen. Fehlen Daten oder sind Dateien beschädigt, können Sie oft noch eine tiefere Suche starten und es erneut probieren.

Ansonsten bleibt Ihnen noch immer die Möglichkeit über, ein anderes Programm auszuprobieren oder eben doch die defekte Platte an einen Datenretter zu versenden, der mit seiner Hard- und Software und viel Erfahrung ebenfalls probieren kann, Ihre Daten zu retten. Sie müssen für die Analyse in der Regel nichts bezahlen und bekommen, je nach Anbieter, eine Dateiliste vorab geschickt, anhand der Sie sehen können, ob die gewünschten Dateien, die Sie nicht retten konnten, dabei sind.

Defekte Festplatte auslesen erfolgreich?

Egal wie das Ergebnis nun aussieht. Sie sollten sich nun fragen, ob Sie dieses Prozedere noch mal durchleben wollen oder ob Sie sich lieber vorher um eine regelmäßige Sicherung der Daten kümmern. Für eine Datensicherung können Sie eine externe Festplatte verwenden, die kurzfristig genutzt wird um die wichtigsten Daten zu sichern und danach extern aufbewahrt wird. Beispielsweise in einem Bankschließfach oder verschlüsselt in der Schublade auf der Arbeit.

Cloud-Dienste bieten sich für viele auch an, was aber vor allem bei der ersten Sicherung die Bandbreite Ihres Internet-Anschlusses einnimmt. Zusätzliche sollten Sie bedenken, dass "Cloud" nur ein schöner Name für einen Verbund von fremden Computern und Speichern im Sonstwo ist.

Wofür auch immer Sie sich entscheiden: Es ist besser als gar keine Sicherung der Daten.